How to be a Stafü – Stammesführungslehrgang 2021

Emily berichtet aus Teilnehmendensicht vom ersten digitalen Stammesführungslehrgang 2021 des Bundes, der unter dem Thema “Als der große Regen fiel” stattfand.

 

Rucksack packen war leider auch diesmal nicht angesagt: Für die Stafüle 2021 gab es kein Treffen in lang-ersehnter Präsenz. Unterkriegen ließ man sich aber von Corona trotzdem nicht. Deshalb trudelten die 17 Teilnehmenden statt auf dem Lagerplatz nach und nach in einem digitalen Konferenzraum ein. Eigentlich war auch alles wie immer: Der eine knöpft sich in der Morgenrunde noch schnell die Kluft zu, die andere putzt sich hektisch die Zähne. Die Tatsache, dass man sogar mit einer Schlafanzug-Kluft-Kombi davonkommt, war diesmal nur von Vorteil.

Der erste Tag der Schulung drehte sich erstmal rund ums gegenseitige Kennenlernen der Teilnehmenden und ihrer Stämme. Von elaborierten PowerPoint-Präsentationen über ein Persönlichkeits-Quiz bis hin zu animierten Videos wurde dabei auch von so gut wie jedem Mittel Gebrauch gemacht. Die Teamenden konnte man so ebenfalls kennenlernen, was einem zumindest die Angst vor trockenen Referaten und Langeweile vor dem Bildschirm nahm. Am Abend wurde dann abschließend zusammen gekocht. Das Ganze lief mehr oder weniger reibungslos ab (bis auf den Exkurs „Wie schneide ich eine Zwiebel?!“) und am Ende konnte jeder ein selbstgemachtes Curry in kollektivem Candlelight-Ambiente genießen. Lagerstimmung kam auf – so gut es eben ging.  Auch der nächste Morgen begann mit einer Morgenrunde, um die Langschläfer unter den Teilnehmenden am (situationsgemäß äußerst attraktiven) Wegdösen zu hindern. Mithilfe einiger Rehabilitationspausen, in denen sich so mancher koffeinierter Aufguss gebraut wurde, überstand aber schließlich doch jeder Tag 2 der Schulung.

Den nächsten Punkt im Programm hatten alle über das letzte Jahr vermisst: Geplant war ein Haik. Alle Teilnehmenden, die sich nicht in akuter Ausgangssperre befanden, machten sich deshalb im Verlauf der ersten Osterferienwoche nach langer Zeit wieder auf den Weg, Pfade zu finden. Für einige war zwar nur ein Tagesausflug möglich, andere konnten aber zum ersten Mal seit Langem den einzig wahren Charme einer Isomatte auf unebenen Boden hautnah erleben. Außerdem wurde von vielen endlich wieder das über die Pandemie hinweg vernachlässigte Tragefleisch in Anspruch genommen. Das machte sich tatsächlich auch schon nach kurzer Wanderung durch altbekannte Druckstellen bemerkbar – Pfadfinden ist eben kein Hobby, es ist ein Lifestyle. Wer dann beim nächsten online-Meeting nicht bereits in seiner Klage vom engen Schuh und schweren Rucksack vereint war, fand spätestens über die dramatischen Geschehnisse des vorangegangenen Mittwochs den Draht zueinander: Die Blockade im Suez-Kanal schien öfter Thema gewesen zu sein als der eigentliche Schulungsgegenstand – die Stammesführung. Diese Ablenkung wurde von den Teamenden auch ordentlich ausgenutzt, um beim TOP „Fragen & Funsies“ ihr Wort des Tages raffiniert zu verschleiern. Besagtes Wort wurde täglich festgelegt und musste von allen Teamenden ausgesprochen werden. Am Ende jeden Tages sollten es dann die Teilnehmenden erraten. Leider musste man sich zuletzt mit einer Niederlage von 2:3 zugunsten der „Alten“ (;D) geschlagen geben.
Abgeschlossen wurde der „Ganztages-Block“ in den Ferien mit einem gemeinsamen Abend, an dem alle viel Spaß an gegenseitigem virtuellem Speed-Dating und einem legendären Kneipenquiz hatten.

Besonders am diesjährigen Lehrgang war neben seinem digitalen Format aber auch sein Zeitrahmen: Über sechs Wochen hinweg fanden sich die Schulungssippen immer sonntagabends im Konferenzraum ein. Eigentlich wie zum Gottesdienst, nur, dass einem während der Predigt nicht die Augenlieder zufallen als wären sie Schleifsteine. Und unsere Klamotten sind cooler. Dass man sich über einen so langen Zeitraum hinweg traf, trug auch viel zum vertrauten Miteinander bei. Außerdem boten die Umstände die Gelegenheit, während der Schulung Stammesprojekte vorzubereiten und durchzuführen, um sie dann am Ende zu präsentieren. Viele Teilnehmende wurden mit ihren Ideen kreativ und brachten sich motiviert in ihr aktuelles Stammesleben ein, indem sie ihrem Stamm Aktionen und/oder Inspiration für den Umgang mit bestimmten Themen boten. Die Vielfältigkeit der Projekte war vergleichbar mit einem bunten Korallenriff.

Im Mai neigte sich die Stafüle dann aber doch schließlich dem Ende zu. Gefeiert wurde der Abschlussabend mit einer Auswahl der über die Schulung hinweg populärsten Spiele: Die Teilnehmenden planten einen gemeinsamen Abend auf einer neuen Plattform, gather.town, wo Gartic Phone, Kreuzworträtsel und Co. frei zur Verfügung standen.

Der Abschied war dann aber doch merkwürdig. Mit dem „Beenden“-Button wurde man ziemlich direkt wieder auf den Boden der Tatsachen (aus Schülersicht mitten in die Klausurenphase) zurückbefördert. Das abrupte Ende wurde allerdings durch das Versprechen eines Nachtreffens mit allen Beteiligten wiedergutgemacht.

Die Frage, ob man sich dann ohne seinen Zoom-Hintergrund überhaupt noch erkennt, bleibt ungeklärt.